RELIGION-DAS CHRISTENTUM-NACHRICHTEN

mercoledì 11 marzo 2009

Predigtgedanken: Jesus als Randalierer ?


Predigtgedanken: Jesus als Randalierer ?
Im heutigen Evangelium geht es streckenweise offenbar sehr temperamentvoll zu: Nachdem Jesus mit seinen Jüngern im Tempel von Jerusalem angekommen ist, sieht er dort das geschäftige Treiben der Verkäufer und Geldwechsler. Wie es scheint, bastelt er sich sofort eine Schlagwaffe und treibt die ganze lärmende Sippschaft wütend und Tische umstoßend aus dem Tempel hinaus. – Eine sehr irritierende Bibelstelle: Jesus als wild gewordener Friedensprediger, dem selber die Nerven durchgehen? Jesus in heiligem Zorn außer Rand und Band, ohne Rücksicht auf Mensch und Tier? Auf den ersten Blick scheint es wirklich so, als sei Jesus hier vollkommen ausgerastet, fast schon ein verrückter und gefährlicher Wüterich, eine ernste Gefahr für die öffentliche Ordnung. In berühmten Gemälden zur sogenannten Tempelreinigung, z.B. bei El Greco (um 1600), wird Jesus daher gerne auch wild mit der Peitsche dreinschlagend dargestellt.

Es wundert daher nicht, dass diese Stelle gelegentlich sogar von Gegnern des Christentums für Da ihre Kunden keine andere Wahl hatten, waren die Händler dort in der glücklichen Lage, zu weit über- teuerten Preisen verkaufen zu können – ein sehr einträgliches Geschäft, an dem noch einige andere durch Pflichtabgaben der Händler kräftig mitverdienten, so auch die Tempelbehörde und die Familie des Hohen- priesters. Hinter vorgehaltener Hand sprach man im Volk mittlerweile schon vom Tempel als „Treffpunkt der Spitzbuben“.

Ursprünglich war der Verkauf als hilfreiche Dienst- leistung für Pilger gedacht, die häufig viele Tages- märsche hinter sich hatten, wenn sie den Tempelbezirk erreichten. Doch daraus hatte sich, wie man heute sagen würde, eine Lizenz zum Gelddrucken entwickelt. An diesem Monopol kam praktisch niemand vorbei. Der schlimme Zustand der Abzockerei war bekannt, aber keiner der Verantwortlichen hatte auch nur das geringste Interesse daran, irgendetwas zugunsten der Ärmeren unter den Pilgern zu ändern. Man lebte hier in diesem Religionsbetrieb wie die sprichwörtliche Made im Speck. Heute kann nur noch der Souvenir-Handel an manchen Wallfahrtsorten ein wenig davon erahnen lassen.

Doch nicht genug mit den überteuerten Preisen der Händler. Im Tempelbereich durfte nicht mit heidnischem Geld bezahlt werden, weil für die gläubigen Juden das Bilderverbot galt. Auf den normalen Zahlungsmitteln war jedoch der römische Kaiser als angeblicher Gottessohn abgebildet. Wir erinnern uns daran anlässlich der Diskussion der Schriftgelehrten mit Jesus, ob man dem römischen Kaiser Steuern zahlen dürfe oder nicht. Um als frommer Jude bei den Händlern im Tempelbezirk einkaufen zu können, musste man also erst zu den dortigen Geldwechslern gehen, um sich mit der im Tempel gebräuchlichen alten tyrischen Währung einzudecken. Dreimal dürfen Sie raten, ob der Wechselkurs der Geldwechsler den oft unwissenden Kunden gegenüber ehrlich und fair war oder nicht…

Wenn wir heute einen Blick auf diesen Tempelvorhof vor dem Paschafest werfen dürften, wären wir mit Sicherheit nicht nur deswegen entsetzt. Tausende lebender Rinder und noch mehr Schafe waren dort eingepfercht und festgebunden, mit entsprechend nervösem Geblöke und Gebrülle und auch mit einer beachtlichen Portion Gestank vom Unrat. Hinzu kamen Zehntausende von Opfertauben, die einfach an den Füßen zusammengebunden gebündelt zu zwei Stück mit dem Kopf nach unten an Stangen hingen und ab und zu in diesem Lärm vergeblich flatterten. Zusammen mit dem lauten Gefeilsche der Händler und den temperamentvollen Diskussionen vor so manchem Stand ergab dies eine lärmende, schrille Geräusch- kulisse. Wie etwa bei einem unserer heutigen Weihnachtsmärkte schob sich die gewaltige Schar der Pilger immer weiter durch die Reihen der Stände, oft lauthals feilschend und schimpfend. Es war einfach unvermeidlich, dass solch ein Lärm bis ins Innere des Tempels drang und dort ein längeres, andächtiges Gebet oft kaum noch möglich machte. Doch nach dem beliebten ungeschriebenen Gesetz: „Aber das war doch schon immer so…!“, das auch in manchen heutigen Pfarrgemeinden das schnelle Ende von Vorschlägen bedeuten kann, hielt man das alles einfach für „normal“. Es war so, und so sollte es natürlich bleiben, zumal es so profitabel war.

Aus religiöser Sicht steckte schließlich eine sehr anerkennenswerte Haltung dahinter: dem einzigen, dem wahren Gott wollte und sollte man als gläubiger Jude ein großherziges Signal der Opferbereitschaft senden. Dies konnte praktischerweise je nach den vorhandenen eigenen finanziellen Möglichkeiten auch schon durch die Opferung von zwei jungen Tauben geschehen, wie uns z.B. auch von der Darstellung des acht Tage alten Jesuskindes im Tempel überliefert ist (Lk 2,24), „wie das Gesetz des Herrn es vor- schreibt.“ Jesus ist ganz und gar nicht gegen den Tempel.

Wir erinnern uns daran, dass er schon als Zwölfjähriger beim Rückweg von seiner ersten Pascha-Wallfahrt nach Jerusalem zur großen Sorge von Maria und Josef spurlos verschwunden war. Als er endlich von ihnen im Tempel im Gespräch mit den Schriftgelehrten gefunden wurde, waren die Eltern von seiner Antwort verblüfft: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lk 2,49)

Vom „Haus meines Vaters“ spricht Jesus auch im heutigen Evangelium. Genau heißt es in seiner Mahnung an die Taubenhändler: „…macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“ - Jesus geht es mit seiner spektakulären Aktion gegen Händler und Geldwechsler also ausschließlich um die Ehre Gottes, seines himmlischen Vaters! Jesus spricht nicht gegen den öffentlichen Kult, nicht gegen Opfergaben, aber er wendet sich mit seiner energischen Handlung gegen die gierige Geschäftemacherei und die lärmende Betriebsamkeit.

Beides ist einfach widerlich in den Augen Gottes! Man hat offenbar vergessen, dass Gott allein der Hausherr des Tempels ist, dessen Rechte auf diesem religiösen Basar aber mit Füßen getreten werden. Hier geht es Tag für Tag in Wirklichkeit nur um die Bedürfnisse und Geschäfte der Menschen, die Gott inzwischen nur noch als Geschäftspartner sehen, mit dem man einen Kuhhandel macht: Wir opfern, und Du hilfst!

Jesus aber hat in vielen Gleichnissen immer wieder betont, worauf es wirklich ankommt: auf die ehrliche Umkehr des Menschen zu Gott, nicht auf das JA-Sagen, sondern auf das JA-Tun, wenn Gott ruft. Dazu gehört auch das intensive Gebet. Das Beten der Menschen im Tempel ist Jesus ein ganz großes Herzensanliegen. Das dürfen die Menschen mit ihrem unerträglichen Lärm und ihrer Geldgier nicht gefährden! So ist seine öffentlichkeitswirksame Aktion -heute hätte er vielleicht einen Reporter dorthin bestellt- ein klares Signal an die Verantwortlichen dieses Zustandes: Schaut, was ihr aus dem Heiligtum Gottes gemacht habt! Eine Markthalle ist daraus geworden (die anderen Evangelien formulieren hier noch deftiger: nicht Markthalle, sondern „Räuberhöhle“)! Ja, ihr beraubt nicht nur das gläubige Volk, ihr beraubt auch Gott seiner Ehre!

Nun sollten wir aber, um auf den Anfang zurückzukommen, nicht annehmen, Jesus habe in einem Wutausbruch alles kurz und klein geschlagen. Es ist vielmehr eine kleine, gezielte Zeichenhandlung. Heute würde man sagen: es ist ein Warnstreik, eine Demonstration. Jesus hat nicht den halben Tempelvorhof in die Flucht geschlagen. Das war gar nicht möglich, denn innerhalb weniger Minuten hätte die Tempelpolizei die Lage auf ihre zupackende Art unter Kontrolle gebracht. Man war auf Zwischenfälle gut vorbereitet. Es gab schließlich genügend Hitzköpfe mit orientalischem Temperament…

Da die Tempelpolizei aber offensichtlich hier nicht einschreitet und Jesus weiterhin auf freiem Fuß bleibt, bestätigt dies: Jesus ist kein Randalierer, der sich hier mal kräftig austobt. Offenbar dienen ihm ein paar Stricke, mit denen man üblicherweise die Rinder festband, um daraus eine Geißel zu machen. Da wird niemand verprügelt, sondern ein paar schockierte Händler flüchten, bringen sich vorsichtshalber in Sicherheit mit ihrem Vieh. Wer weiß, was der noch vorhat…!

Ein paar Tische werden umgestoßen, und die Zeit reicht auch noch für ein erklärendes Gespräch mit einigen Händlern: „Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“ - Von einer dramatischen Gewalt-Szene ist da wenig zu spüren. Im Gegenteil: Indem Jesus die Tauben nicht selbst anfasst, vermeidet er bei den aufgeregten Tieren Verletzungen und damit eventuelle Wertminderungen. Vielmehr bittet er die Händler, ihre empfindlichen Tiere selbst von diesem Ort zu entfernen.

In der Textstelle direkt vor dem heutigen Evangelium wird Jesus zum großzügigen Retter eines Festes, indem er der Hochzeitsgesellschaft von Kana leckersten Wein spendiert. Unmittelbar danach wird heute aus dem Partyretter mit einem großen Paukenschlag der Kämpfer für die Rechte Gottes. Bei der Ehre Gottes hört für Jesus wirklich der Spaß auf. Da wird es ernst.

Seine einmalige Aktion ist eine Kampfansage an jedes fromme Getue. Gott braucht von dir eigentlich gar kein käufliches Opfergeschenk. Man braucht keine Tiere zum Sündenbock zu machen. Als wirkliches Opferlamm für uns ist Jesus selbst hier schon auf dem Wege zum Kreuz. Er wusste natürlich auch, dass er mit seiner kleinen Aktion den lärmenden Handel und damit die Ehrverletzung Gottes nicht unterbinden konnte. Er konnte auch nicht verhindern, dass die Armen sogar im Tempel finanziell geschädigt wurden. Er tat es trotzdem. Niemand sollte später sagen können, Jesus habe sich nicht klar genug ausgedrückt. Wir alle wissen Bescheid.

Die Verantwortlichen haben seine zeichenhafte Aktion vor dem Tempel natürlich mitbekommen. So heißt es im heutigen Evangelium weiter: „Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst?“ Die Tat Jesu ließ sie also aufhorchen. Sicher hat sich das Geschehen in Windeseile auf dem Gelände herumge- sprochen. So etwas erlebt man schließlich nicht alle Tage! Was die Pilger dazu gesagt haben, erfahren wir leider nicht, doch die Tempelbehörde war offenbar aufgeschreckt. Man verlangte von Jesus für dieses ungebührliche Verhalten einen triftigen Grund, eine begründete Berechtigung. Man erwartete ein göttliches Zeichen als Beweis seiner Autorität. Und ganz sicher war man erst recht nach dieser Tat Jesu der Meinung, dass bald gehandelt werden musste, um diesen Rabbi Jesus endgültig aus dem Verkehr zu ziehen. Schließlich war nun auch noch der eigene Geldbeutel in Gefahr…

Die Antwort Jesu haben sie erst einmal nicht ver- standen. Wie konnten sie denn den Tempel abreißen, an dem 46 Jahre lang gebaut worden war? Und wieso wollte er den Tempel in nur drei Tagen wieder auf- richten? Dass Jesus seinen Tod und seine Auferstehung meinte, konnten sie natürlich nicht begreifen. Selbst seine Jünger, die im heutigen Text nur am Rande auftauchen, verstanden den Sinn seines Hinweises erst nach dem Ostergeschehen.

Der Tempel (lat. templum) ist der Wortbedeutung nach ein vom weltlichen Alltag abgegrenzter, gesonder- ter Bezirk. Um einen solchen abgegrenzten, nur auf die wirkliche Verehrung Gottes ausgerichteten Bezirk jenseits von menschlichen Geschäftsinteressen ging es Jesus in seiner Aktion, die als Tempelreinigung bekannt wurde.

Das heutige Evangelium von der Tempelreinigung betrifft nicht nur einen Tempel in Jerusalem, der im Jahre 70 n.Chr. von den Römern zerstört wurde. Wenn wir die heutige Mahnung Jesu ernst nehmen, achten wir noch sorgfältiger darauf, dass unsere Gottesdienste nicht in Betriebsamkeit an Gottes eigentlichem Anliegen vorbeizielen. Knapp daneben ist eben auch vorbei.
Jede Kirche, jeder Gottesdienst soll zu Gott hinführen, die Begegnung mit dem Heiligen möglich machen, nicht aber von ihm ablenken, und sei es noch so gut gemeint. Schau auf uns, Jesus, und wirf über den Haufen, was uns hindert, Gott wirklich zu ehren. Scheuche uns auf und reinige, gerade jetzt in der persönlichen Vorbereitung auf Ostern, wo immer es nötig ist.

Erhard Eutebach, Jahrgang 1950, präsentiert wöchentlich seine “Mittwochsgedanken zur Sonntagspredigt” in einem eigenen Blog.


11. März 2009, 07:32


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