RELIGION-DAS CHRISTENTUM-NACHRICHTEN

lunedì 9 marzo 2009

Das Wichtigste: "Ja" zu sich selbst sagen

Das Wichtigste: "Ja" zu sich selbst sagen
Von unserer Mitarbeiterin Anette Zietsch

Reilingen. Er ist keiner dieser krawalligen Selbstvermarkter, die die einzig wahre Antwort auf alle Fragen des Lebens gefunden haben wollen und sie mit zugkräftigen Attributen wie "Sensation" oder "Wunder" verkaufen. Es wirkt irgendwie befreiend, wenn Pater Anselm Grün gleich zu Beginn seines Vortrags in wohltuender Sachlichkeit feststellt: "Es gibt keine Patentantworten, denn jeder Mensch hat eine eigene Lebensgeschichte. Und deshalb muss jeder Mensch seine Antworten für sich selbst finden."

Der Benediktinerpater hat sich mit seinem bescheidenen Auftreten statt mit markigen Sprüchen eine große Fangemeinde geschaffen. Fast unscheinbar in seiner Mönchskutte und mit dem grauen Bart stand er am Donnerstagabend in der schon lange ausverkauften Wendelinskirche in Reilingen, wo er auf Einladung des katholischen Bildungswerkes über die "Königsfragen des Lebens" referierte. Bescheidener noch als in anderer Umgebung mutete der 64-Jährige in der Pracht des Sakralbaus an, aber mit seiner Aura zieht er die Zuhörer in der Kirche in seinen Bann.

Leben in Gänze nicht planbar
Der studierte Theologe und Betriebswirt will Hilfestellung geben bei Fragen, die die Menschen seit über 3000 Jahren beschäftigen: Wo komme ich her? Was ist der Sinn des Daseins? Warum muss gerade mir dieses Unglück widerfahren? Denn ein Leben ist in seiner Gänze nicht planbar, oft muss man sich mit plötzlichen Brüchen wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Tod auseinandersetzen.

Mut zur Eigenständigkeit
Schnell wird klar, was den Erfolg von Pater Anselm ausmacht: Er spricht in einer Sprache, die die Zuhörer verstehen. Er findet den Zugang zu ihnen. Seine Botschaft: Denke über die Sinnfragen selber nach! Du hast ein einzigartiges, von Gott geschenktes Leben, du musst keine Kopie eines anderen führen.

Er belegt seine Anregungen mit Bibelversen, doch weit entfernt vom Habitus eines missionarischen Eiferers. Immer wieder zieht er auch die großen Philosophen wie Platon oder Psychologen wie C.G. Jung zu Rate. Und er macht Mut: Zweifel, auch am Glauben, gehören zum Leben. Sie zwingen zur Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen des Daseins.

Zum Sinn des Lebens gehöre auch, den Raum für innere Freiheit zu entdecken. Im Lukas-Evangelium, zitiert er, spreche Jesus: "Ich bin ich selber." Und genau darauf komme es an: "Wir müssen aufhören, uns den eigenen überzogenen Erwartungen und denen anderer anzupassen."

Auf eigene Bedürfnisse hören
Vielmehr sei es wichtig, auf seine eigenen Bedürfnisse zu hören, um eine neue Beziehung zu sich zu schaffen. Das sei nicht egoistisch, im Gegenteil: "Wer den eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird, kann nicht vergeben. Und wer nicht barmherzig mit sich selbst umgeht, wird hart den Mitmenschen gegenüber."

Eine häufig gestellte Frage lautet: Wieso muss gerade ich dieses Leid erdulden? "Jesus", sagt der Benediktinermönch, "hat mit seiner Kreuzigung gezeigt, dass er uns nicht allein lässt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Grübeln und festhalten an der vergangenen Illusion, daran zerbricht man aber irgendwann." Die Alternative laut Grün: die Erkenntnis einer zerbrochenen Chance, dann sei der Weg frei für neue Erfahrungen. Auch die Trauer - sei es um Menschen, oder um die Durchschnittlichkeit der Lebensumstände - müsse man ausleben. Erst Abschied nehmen helfe, neues Potenzial zu entdecken.

"Wer versucht, Antworten zu geben, bleibt lebendig. Das Leben beinhaltet immer Fragen, die endgültige Antwort bekommen wir nach dem Tod", lautet die Botschaft von Anselm Grün am Ende seines Vortrags, den er mit einem "Abendritual" beschließt.

Tür zum "Ofen" abends schließen
Viele Menschen klagten über das Burn-out-Syndrom. "Bildlich gesprochen", so der Pater, "steht die Tür zu unserem Ofen ständig offen". Und die müsse man eben abends schließen. Dabei helfe die Gebärde der Selbstumarmung und der Vergegenwärtigung: "Ich umarme das Starke und das Schwache in mir, das Herausragende und das Durchschnittliche, und ich sage Ja zu mir. Den Raum für meine innere Freiheit muss ich nicht schaffen, er ist in mir. Ich muss nur in mich hineinhorchen."

Schwetzinger Zeitung
07. März 2009

http://www.morgenweb.de/region/hockenheim/region_hockenheim/20090307_srv0000003902605.html

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